Geschichte der Feuerwehr Unter-Schmitten

1938 reifte auch in Unter-Schmitten der Wunsch zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr, die auf der Grundlage von Freiwilligkeit und Überzeugung die obrigkeitsstaatliche Tradition der Pflichtfeuerwehr ablösen sollte. Durch eine bessere Organisation, regelmäßige Übungen und großes Engagement der Einsatzkräfte versprach man sich durch diesen Schritt mehr Schlagkraft bei der Brandbekämpfung.

36 Männer aus Unter-Schmitten traten bei der Gründungsversammlung der Einsatzabteilung bei. Schriftliche Unterlagen aus der Zeit vor dem Krieg sind leider nicht mehr vorhanden. Mündlich überliefert ist jedoch, dass Adolf Meier einer der ersten Ortsbrandmeister in Unter-Schmitten war. Vermutlich beinhaltete dieses Amt neben der Führung der Wehr in dieser Zeit auch die Position des Vereinsvorsitzenden.

Die Ausrüstung bestand zunächst aus der 1899 von der Gemeinde angeschafften Gespannhandspritze, einem fahrbaren Schlauchhaspel und einem Karren mit ausziehbarer Leiter.

Zweigeteiltes Löschwesen

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr führte auch in Unter-Schmitten zu einer Zweiteilung des Löschwesens. Die Ausstattung der Wehr mit Löschgeräten ist seit jeher eine kommunale Aufgabe, somit Sache der Gemeinde Unter-Schmitten und später der Stadt Nidda. Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr trat an die Seite der Gemeinde ein Feuerwehrverein, der sich um die Rekrutierung der Einsatzkräfte und die Organisation der Übungs- und Einsatztätigkeit kümmerte. Durch passive Mitglieder und mit zunehmenden finanziellen Möglichkeiten übernahm dieser Feuerwehrverein mit den Jahren auch die Rolle eines Fördervereins, der die Mindestausstattung der Wehr regelmäßig ergänzte.

 

Am 23. November 1938 trat das für das gesamte Deutsche Reich gültige „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ in Kraft. Das NS-Regime unterstellte mit diesem Gesetz die Feuerwehren als technische Polizeitruppe der Zuständigkeit des Reichsministers des Innern. Damit einhergehend war die Umbenennung der Berufsfeuerwehr in „Feuerschutzpolizei“ verbunden. Die Freiwillige Feuerwehr hatte den Status einer „Hilfspolizeitruppe“. Mit der zunehmenden Einberufung der Einsatzkräfte zum Kriegsdienst fand die Arbeit der jungen Freiwilligen Feuerwehr Unter-Schmitten sehr schnell ein vorläufiges Ende. Die Vereinstätigkeit wurde 1942 eingestellt.

 

Die noch im Ort verbliebenen älteren Männer und teilweise auch Jugendliche und Frauen mussten den Brandschutz sicherstellen. Die Pflichtfeuerwehr wurde wieder eingeführt. Der Brandschutz musste schließlich aufrecht gehalten werden. Wilhelm Müller wurde vom Gemeindevorstand als Ortsbrandmeister eingesetzt. Er war in den Kriegsjahren auf dem Flugplatz Harb beschäftigt, war dort ebenfalls für den Brandschutz zuständig, auf der Feuerwehrschule in Mainz brandschutztechnisch ausgebildet worden und somit nicht nur bestens geeignet für das Amt des Ortsbrandmeisters, sondern auch einer der wenigen Männer, die nicht in den Krieg ziehen mussten. In den letzten Kriegsmonaten wurden selbst 16-Jährige eingezogen und in sinnlose Einsätze geschickt. Auch in Unter-Schmitten waren kaum noch Männer im Ort, die in der Feuerwehr dienen konnten. Beim Brand einer Scheune im Hinterhof im März 1945 standen daher ältere Männer an der alten Handspritze und pumpten (siehe Seite 45).

 

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg vergingen 14 Jahre, in denen der Verein ruhte. Mit einer wassergekühlten Zwei-Takt-Motorspritze der Firma Breuer verbesserte die Gemeinde die technische Ausrüstung der Wehr 1947 deutlich.

 

Viele Kameraden kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück. Die Heimkehrer und einige junge Männer sorgten im Laufe der Zeit für eine steigende Zahl an Einsatzkräften. Die Wehr – noch als Pflichtfeuerwehr organisiert – wurde wieder schlagkräftiger.

 

Am 28. September 1956 löste die wiedererstarkte Freiwillige Feuerwehr die Pflichtfeuerwehr endgültig ab. 33 Männer fanden sich an diesem Abend im Gasthaus Lenz ein, um einen neuen Vorstand zu wählen, den Verein wieder aufleben zu lassen und um als erste Aktivität eine Nachtalarmübung zu planen. Adolf Roth, der zwischenzeitlich Wilhelm Müller als Ortsbrandmeister abgelöst hatte, eröffnete die Versammlung mit enthusiastischen Worten: „Nachdem die Freiwillige Feuerwehr Unter-Schmitten 14 Jahre auf einem toten Gleis stand, zeugt der Idealismus unserer jungen Wehr davon, dieselbe wieder auf volle Touren zu bringen.“

 

Aus den Vorstandswahlen ging August Lenz als Vorsitzender hervor, zu dessen Stellvertreter wurde Paul David gewählt. Das Amt des Ortsbrandmeisters und Gerätewartes blieb bei Adolf Roth.

 

In den ersten Jahren nach der Neugründung war die Ausrüstung der Wehr sehr bescheiden. Die Tragkraftspritze auf einem Anhänger wurde bei einem Einsatz per Pferdefuhrwerk und später mit einem Anhänger zum Einsatzort gebracht. Auch die alte Handspritze war noch im Dienst. Hinzu kamen einige Schläuche und Strahlrohe. Die Wehr war lediglich für Brandeinsätze ausgestattet. Technische Hilfeleistungen wie heute gab es damals nicht. Übungen fanden meist an einem Sonntagmorgen statt. Per Handsirene wurde zu Übungen und zu Einsätzen gerufen. Ortsbrandmeister Roth, so berichten einige Zeitzeugen, soll ein sehr strenger Kommandant gewesen sein. Mit besonderer Vorliebe soll er seinen Schwiegersohn Gerhard Schekke, der meist Melder war, kommandiert haben.

 

Der Verein stellte in den 50er und 60er Jahren jedem Mitglied der Einsatzabteilung nur eine Jacke sowie Helm beziehungsweise eine Mütze zur Verfügung. Feierlichkeiten wie heute waren die Ausnahme. Die finanziellen Mittel des Vereins waren deshalb sehr begrenzt.

 

Ein Meilenstein in der jungen Geschichte der Wehr bildete 1958 der Umbau und die Erweiterung des Gerätehauses. Mit einem kleinen Festumzug einiger benachbarter Wehren, Ansprachen von Kreisbrandinspektor Klein, Bürgermeister Zintel und Ortsbrandmeister Roth sowie einer geselligen Feier im Gasthaus Köchling wurde die Fertigstellung des neuen Gerätehauses gefeiert. Wenig später ersetzte die Gemeinde die alte Tragkraftspritze durch eine modernere, luftgekühlte Spritze – eine TS 8/8 der Firma Bachert. Beim Großbrand im Hinterhof am 22. März 1960 kam die neue Spritze zu ihren ersten großen Einsatz. Diese Tragkraftspritze mit ihrem robusten VW-Motor versah über 30 Jahre lang sehr zuverlässig ihren Dienst.

Anfang der 60er Jahr übernahm die Gemeinde das Tragkraftspritzenfahrzeug aus Ober-Schmitten, einen umgebauten VW-Bus.

Ein Generationswechsel im Vorstand bildete 1962 einen weiteren Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Adolf Roth, der viele Jahre führender Kopf in Sachen Brandschutz und Freiwillige Feuerwehr in Unter-Schmitten war, gab sein Amt ab. Auch der Vorsitzende August Lenz und dessen Stellvertreter Paul David traten zurück. Ihnen folgte Hermann Meuer als Ortsbrandmeister und Vorsitzender. In beiden Positionen vertrat ihn Hans Sendler. Hermann Meuer prägte über 25 Jahren die Geschicke und das Wesen der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Schmitten.

Die Folgejahre verliefen vergleichsweise unspektakulär. 1964 wurde ein erster Versuch unternommen, eine Jugendfeuerwehr zu gründen, was jedoch bekanntlich im ersten Anlauf scheiterte und erst 25 Jahre später gelang.

Ende der 60er Jahre schienen die Mannschaftsstärke sowie die Übungsbeteiligung recht niedrig gewesen zu sein. Hermann Meuer unternahm alle Anstrengungen, um die Wehr zusammen zu halten. Auch der Rückbau der Mühlgräben und die dadurch schlechtere Löschwasserversorgung führten zu Diskussionen innerhalb der Wehr. Im Dorfkern gab es nun kaum noch Möglichkeiten der offenen Wasserentnahme. Erst mit dem Bau der Saugleitung an der Niddabrücke Anfang der 80er Jahre verstummten die kritischen Stimmen.

Edwin Uhl, der viele Jahre stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender Ortsbrandmeister war, verstarb 1973. An seine Stelle rückte Friedel Lotz. Ein wichtiges Ereignis für alle Wehren der Großgemeinde Nidda war 1977 die Einweihung des neuen Stützpunktes in Nidda. Damit verbesserte sich der Brandschutz in der noch jungen Großgemeinde deutlich. Die Freiwillige Feuerwehr Unter-Schmitten nahm dieses Ereignis in Verbindung mit dem 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Nidda zum Anlass, erstmals mit einheitlichen Hemden und Krawatten aufzutreten. 1978 schaffte der Verein für alle aktiven Einsatzkräfte auch neue Ausgehuniformen an. Bisher zogen die Feuerwehrmänner bei Einsatz, Übung und Feierlichkeiten dieselbe Jacke an. Diese waren nach dem Krieg gebraucht von der Frankfurter Polizei übernommen worden. Nun erfolgte die Trennung zwischen Ausgehuniform und Einsatz-Overall.

Die neuen Uniformen waren ein Indiz dafür, dass Ende der 70er Jahre die Arbeit der Wehr zunehmend an Professionalität gewann. 1979 wurde das Tragkraftspritzen-Fahrzeug mit einem Funkgerät ausgestattet, was die Erreichbarkeit und die Kommunikation der Wehr mit der zentralen Leitstelle in Friedberg deutlich verbesserte. Immer mehr Einsatzkräfte besuchten in dieser Zeit Lehrgänge, was in den Anfangsjahren die Ausnahme war. Deutschland war zu einer der weltweit führenden Wirtschaftsnationen aufgestiegen. Die Zahl der Autos auf den Straßen nahm immer mehr zu. Immer mehr Technik zog in die Haushalte ein. Diesen neuen Gefahren mussten auch die Feuerwehren Rechnung tragen mit einer besseren Ausbildung und einer besseren Ausrüstung.

Gründung der Jugendfeuerwehr war wichtige Weichenstellung

Neben der technischen Brandschutzarbeit nahmen sich die Vereinsmitglieder auch Zeit für gesellige Stunden. Ein erster großer Ausflug führte eine Reisegruppe der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Schmitten 1979 nach Hamburg, unter anderem mit einem Besuch der Hafenfeuerwehr, und 1981 nach Berlin.

Eine wichtige Weichenstellung erfolgte 1983 mit der Wahl Walter Berks zum Jugendwart. Er nahm sich der Gründung einer Jugendfeuerwehr mit Leidenschaft an. Ein erstes Zeltlager auf dem Martinsberg unter dem Lindenbaum bildete den Auftakt. 1983 wurde zudem der Schulungsraum im Obergeschoss des Feuerwehrgerätehauses ausgebaut. Und die Einsatzabteilung wechselte innerhalb der Großgemeinde von der Löschgruppe Mitte in die Löschgruppe Nord.

Ein turbulentes Jahr war 1984. Mit der Meldung beim Landesverband zum 1.1.1984 war nun die Gründung der Jugendfeuerwehr offiziell besiegelt. In den Folgemonaten entwickelten die Jugendlichen rege Übungsaktivitäten und nahmen im Frühjahr 1984 an den ersten Wettkämpfen teil. In der Nacht zum 1. Mai 1984 ereignete sich zudem einer der bisher größten Brände in Unter-Schmitten. Das Anwesen von Friedrich Eckhardt brannte teilweise bis auf die Grundmauern ab.

Nach über 30-jähriger verdienstvoller Vorstandstätigkeit, darunter 25 Jahre als Vorsitzender und Wehrführer beziehungsweise Ortsbrandmeister, legte Hermann Meuer 1987 seine Ämter nieder und übergab die Verantwortung an Thomas Schmidt. Für den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden und stellvertretenden Wehrführer Thomas Kälbel rückte Jugendwart Walter Berk nach, der nun drei Vorstandsämter bekleidete. Das Duo Thomas Schmidt und Walter Berk prägte in den Folgejahren die Entwicklung der Wehr entscheidend. Mit großem Tatendrang und vielen Ideen legten sie den Grundstein für die seither überaus positive Entwicklung der Wehr. Mit der Anschaffung eines neuen Tragkraftspritzenfahrzeuges – nun erstmals auch mit Atemschutzgeräten bestückt, besonders für die Menschenrettung aus Innenräumen – erreichte auch die technische Ausstattung erneut ein höheres Niveau. Das Gerätehaus wurde in dieser Zeit umgebaut und erweitert. Und mit dem großen Jubiläumsfest zum 50-jährigen Bestehen 1988 und dem großen Jugendzeltlager anlässlich der Stadtmeisterschaften 1989 zeigte der Vorstand, dass er Festivitäten sehr professionell organisieren kann.

Jugendarbeit wird immer aufwändiger

Der Kauf eines VW-Mannschaftsbusses von der hessischen Polizei im Jahr 1990 führte zu einer deutlichen Verbesserung der Mobilität. Die mittlerweile sehr aufwändige Jugendarbeit mit mehr als 30 Jugendlichen machte diese Anschaffung zwingend notwendig. Auch bei den immer häufigeren Hilfeleistungseinsätzen, besonders bei Verkehrsunfällen auf der Bundes- oder Landesstraße, leistete der VW-Buss in den Folgejahren wichtige Dienste.

Mit Marco Fischer trat 1993 erstmals ein Unter-Schmittener Feuerwehrmann dem Katastrophenschutz des Landes Hessen bei, um als Mitglied des in Ulfa stationierten 4. Löschzuges Rettung (LZR) Wetterau den Wehrersatzdienst zu leisten. Kurze Zeit später folgte Norman Grauling. In den Folgejahren dienten auch Christian Ruppel, Thomas Dechert und Lars Stroh beim Katastrophenschutz, nach einer Reform der Züge bis zum Ende der allgemeinen Wehrpflicht beim im Nidda stationierten 6. erweiterten Löschzug (ELZ) Wetterau.

Grandioses Fest der Jugendfeuerwehr 1994

Große Ereignisse prägten das Jahr 1994. Mit einem grandiosen Fest feierte der ganze Ort das 10-jährige Bestehen der Jugendfeuerwehr. Unvergessen ist die Beachparty am Pfingssonntag mit DJ „Disco-Rilla“, Sandstrand und Plastikpools. Ähnlich stimmungsvoll ging es in den 90er Jahren auch bei Kappenabenden zu, die teilweise im 1. Stock oder auch in der Fahrzeughalle des Gerätehauses stattfanden. Der Wehrführer und Vorsitzende Thomas Schmidt setzte in diesen Jahren alle Hebel in Bewegung, um die Feuerwehr noch fester als elementaren Teil der Dorfgemeinschaft zu etablieren und gleichzeitig die finanzielle Ausstattung des Vereins zu verbessern.

Bahnbrechend war in diesem Jahr die Ausstattung eines Großteils der Einsatzkräfte mit Funkmeldeempfängern. Bei den immer zahlreicheren Einsätzen, besonders nachts, heulten nicht mehr die Sirenen und schreckten nun nicht mehr den gesamten Ort auf.

Mit immer mehr Technik hatte es der neue Gerätewart Dirk Winter, der 1997 den langjährigen Gerätewart Herbert Meier ablöste, im Folgenden zu tun. Der Feuerwehrverein investierte – finanziell gestärkte aus den Erlösen der Festivitäten – seit den 90er Jahren mehrere Zehntausend D-Mark bzw. Euro in die Ergänzung der Ausrüstung. Neben Funkmeldeempfängern kaufte der Feuerwehrverein Funkgeräte, Beleuchtungsgeräte, einen Nass-Trocken-Sauger, eine Heizung für die Gerätehalle, feuerfeste Einsatzjacken, ein Stromaggregat, Hohlstrahlrohre und vieles mehr. Auch bei der Ersatzbeschaffung des VW-Busses 1999 übernahm der Verein den Großteil der Kosten.

Die ersten Frauen treten der Einsatzabteilung bei

Mit Manuela Winter, Jessica Winter, Tina Lenz und Andrea Franz waren zum Jahresbeginn 1998 erstmals Frauen der Einsatzabteilung beigetreten. Für die Freiwillige Unter-Schmitten begann damit ein neues Zeitalter. Was in den Gründungsjahren undenkbar gewesen wäre, ist mittlerweile ein Selbstverständlichkeit: Frauen leisten Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr bis hin zur körperlich schweren Tätigkeit als Atemschutzgeräteträger. Nur die Sozialräume im Gerätehaus sind bis heute dafür nicht ausgelegt.

Die Ausbildung der Einsatzkräfte wurde in den 90er Jahren zusehends vertieft. Immer mehr Männer und zwischenzeitlich auch Frauen besuchten Lehrgänge auf Kreisebene oder reisten nach Kassel, um Lehrgänge der Landesfeuerwehrschule zu besuchen. Wehrführer Thomas Schmidt zog dabei alle Register und kooperierte sehr geschickt auch mit der Stadt Schotten. Über die Kreisgrenze hinweg besuchten in manchen Jahren sechs und sieben Einsatzkräfte Grund- und Maschinistenlehrgänge in Schotten. Und manchmal fuhr Thomas Schmidt persönlich mit zur Auftaktveranstaltung eines Lehrganges, um bei Absagen anderer Teilnehmer noch kurzfristig einen eigenen Kandidaten „platzieren“ zu können.

Hoher Ausbildungsstand im Jahr 1998

Daher konnte der Wehrführer während der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen 1998 stolz auf einen beeindruckenden Ausbildungsstand verweisen: 28 von 30 Einsatzkräften hatten einen Grundlehrgang besucht, 21 den Maschinistenlehrgang, 13 Männer und Frauen waren zum Truppführer ausgebildet und vier zum Gruppenführer. Neun Atemschutzgeräteträger und 14 ausgebildete Sprechfunker zeugten schon vor 15 Jahren von einem sehr hohen Ausbildungsstand.

Ende der 90er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden die Einsätze immer häufiger. Teilweise mehr als zehnmal pro Jahr wurde die Einsatzabteilung alarmiert – meist zu Hilfeleistungseinsätzen. Besonders an der Kreuzung zwischen der B455 und der L3139 im Bereich des ehemaligen „Chausseehauses“ – einem der verkehrsreichsten und gefährlichsten Kreuzungspunkte des östlichen Wetteraukreises – kam und kommt es immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen. Wenn dabei auch Personen zu Schaden kommen, wird den Einsatzkräften nicht nur physisch, sondern auch psychisch einiges abverlangt.

Die Wettkampfgruppe wurde in diesen Jahren immer fleißiger und etablierte sich als fester Bestandteil des Wetterauer Kreisentscheides. 2001 erhielten Mitglieder der Wettkampfgruppe erstmals Ehrenzeichen in Gold für sechsmalige erfolgreiche Teilnahme am Kreisentscheid.

Großeinsätze innerhalb der Löschgruppe Nord

Die vielen Aktivitäten und die gute Arbeit der Jugendfeuerwehr, der Wettkampfgruppe und der Einsatzabteilung sorgen seither für eine steigende Reputation der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Schmitten. Vertreter des Kreis- und Stadtverbandes besuchen regelmäßig die Jahreshauptversammlungen. Im Rahmen der Löschgruppe Nord wird die Wehr zu Großeinsätzen in Nachbarorte gerufen, beispielsweise nach Stornfels und Eichelsdorf.

Seit dem Jahr 2005 werden die Rufe nach einer Sanierung und Erweiterung des Gerätehauses oder einem Neubau immer lauter. Die Zahl der Einsatzkräfte ist bedingt durch die hervorragende Jugendarbeit gestiegen. Mittlerweile sind zahlreiche Frauen in der Einsatzabteilung. Umkleide- und Sanitärräume sind dafür jedoch nicht ausgelegt. Besonders bei Alarmierungen spielen sich chaotische Szenen in der Umkleidekabine ab. Mit Bürgermeisterin Lucia Puttrich und Stadtbrandinspektor Martin Edelmann finden 2006 erste Gespräche statt über eine bessere räumliche Unterbringung der Wehr.

Bei Wettkämpfen feierte nicht nur die Jugendfeuerwehr große Erfolge. Auch die Wettkampfgruppe wurde 2006 Kreismeister und nahm erstmals am Bezirksentscheid teil. Geselliger Höhepunkt war in diesem Jahr ein Ausflug zur Werksfeuerwehr des Chemie-Unternehmens Merck in Darmstadt mit Abschluss in Sachsenhausen. Dieser Ausflug bildete den Auftakt zu zahlreichen weiteren Ausflügen in den Folgejahren, unter anderem nach Oppenheim sowie nach Ober-Wesel am Rhein oder per Planwagen im Vogelsberg.

Zum einem Wechsel an der Vereinsspitze kam es 2007. Nach 20-jähriger, unermüdlicher Arbeit als Vorsitzender stellte Thomas Schmidt sein Amt zur Verfügung. Ihm folgten Martin Franz als Vorsitzender und Manuela Winter als dessen Stellvertreterin. Zwei Jahre später erfolgte ein personelle Wechsel auch an der Spitze der Einsatzabteilung. Nach dem Rücktritt von Robert Uhl übernahm der bisherige Stellvertreter Lars Stroh das Amt des Wehrführers. Der Vereinsvorsitzende Martin Franz übernimmt seither auch das Amt des stellvertretenden Wehrführers.

Ein Quantensprung hinsichtlich der technischen Ausstattung stellte 2009 die Übernahme des TSF-W aus Ober-Schmitten dar. Das Ende 2002 von der Stadt gekaufte Fahrzeug mit einem 750-Liter-Wassertank wurde im Zuge des Wechsels nach Unter-Schmitten von der Stadt Nidda mit einem hydraulischen Rettungsgerät ausgestattet. Der Feuerwehrverein investierte mehr als 1000 Euro, um das Fahrzeug entsprechend umzubauen und um es mit weiteren Hilfsmitteln auszustatten. Das Jahr 2009 war von weiteren Weichenstellungen innerhalb des Feuerwehrvereins geprägt. Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen, das mit einem dreitägigen Fest gebührend gefeiert wurde, trat erstmals die Kinderfeuerwehr „Grisus“ an die Öffentlichkeit.

 

 

Eigene Homepage seit 2010

 

Seit 2010 ist die Freiwillige Feuerwehr Unter-Schmitten mit einer eigenen Homepage weltweit erreichbar. Nach 2007 fand im Jahr 2010 ein weiteres Mal der Kreisentscheid der Wettkampfgruppen in Unter-Schmitten statt. Und mit deutlich über 30 Einsatzkräften hat die Einsatzabteilung mittlerweile eine Größe erreicht, die immer wieder hitzige Diskussionen über die Platzverhältnisse im Gerätehaus entfacht.

 

Auch aufgrund der Perspektive eines Gerätehaus-Neubaues blickt die Freiwillige Feuerwehr Unter-Schmitten heute sehr zuversichtlich in die Zukunft. Nachwuchssorgen gibt es keine. Die Jugend- und die Kinderfeuerwehr sind bestens aufgestellt und verfügen über qualifizierte und engagierte Betreuer. Die Einsatzabteilung ist personalstark, hat eine sehr gute Altersstruktur und verfügt über einen hohen Ausbildungsstand und eine gute technische Ausstattung.

 

Gleichzeitig gibt das 75-jährige Bestehen den aktiven und passiven Mitgliedern den Anstoß, auf die vielen schönen Momente der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zurückzublicken. Lindenbaumfeste, Gerätehausfeste, Großübungen, Kommersabende, Festzüge, Feuerwehrbälle, Ausflüge, Stadt- und Kreismeisterschaften, Zeltlager, Kameradschaftsabende, Oberhessen-Challenge-Lauf, Disco-Abende oder auch Hochzeiten von Kameradinnen und Kameraden: Feste zu feiern gehört zu einer Feuerwehr wie Einsätze und Übungen – auch in Unter-Schmitten. Kameradschaft ist eines der wesentlichen Elemente des freiwilligen Feuerwehrwesens. Aus geselligen Stunden erwachsen Motivation und Verständnis. Und nicht zuletzt hat der Dienst in einer Kinder-, Jugend- oder Freiwilligen Feuerwehr auch eine hohe integrative Wirkung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden hier einen Weg in die Dorfgemeinschaft – unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Religion oder ethnischer Herkunft.

 

Eine Freiwillige Feuerwehr ist kein Verein wie jeder andere. Sondern es ist ein Akt christlicher Nächstenliebe, Gefahren von Menschen, Tieren sowie Sachgütern abzuwenden. Dass dabei Spaß und Geselligkeit nicht zu kurz kommen dürfen, versteht sich von selbst. Ich hoffe und wünsche, dass getreu dem Leitspruch „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ auch nachfolgende Generationen die Tradition der Freiwilligen Feuerwehr Unter-Schmitten wahren und deren sehr positive Entwicklung und professionelle Arbeit zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger von Unter-Schmitten fortsetzen.

 

Steffen Schneider, im April 2013